Über das Reisen in Island (Juni
2002)
Drei dicke Reiseführer und einige hervorragende
Homepages über Island haben wir (meine Frau & ich) „konsumiert“, bevor
wir uns in das, doch recht teure, Abenteuer stürzten.
Über alle Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten wird ausführlich berichtet,
doch Informationen über das REISEN in diesem Land sind oft nicht
ausreichend.
Es steht in Reiseführern nichts über die Entfernungen bzw. die Zeit, welche
man - bei autoschonender Fahrweise - auf den rumpeligen Straßen benötigt,
um
zu den diversen Sehenswürdigkeiten zu gelangen. Ebenso mager sind Information
darüber, wie man die Nacht verbringt, wenn man mit einem Campingbus oder Zelt
unterwegs ist. Freies Campieren sieht man zwar an vielen Stellen (mit
entsprechend ausgerüsteten Wohnmobilen), offiziell ist es jedoch verboten. Man
sollte auch die Gegebenheiten in einem fremden Land respektieren und nicht damit
rechnen, dass alles toleriert wird (wird es auch nicht immer). Wir haben
nur einen VW-Bus, daher kaum ernstzunehmende Waschmöglichkeiten, also stellten
wir uns natürlich sowieso auf Campingplätze.
So haben wir uns entschlossen, etwas über das Reisen in Island zu berichten.
(man sagt „in“ nicht „auf“ Island)
Für einen Mitteleuropäer, der unsere (
mitteleuropäischen ) Straßenverhältnisse gewohnt ist, ist der Straßenzustand
in Island eine schiere Beleidigung. Man fährt des öfteren stundenlang im 3. /
4.
Gang mit so an die 40 – 50 km/h (außer man hat zu Hause noch ein Reserveauto
oder es ist einem sein Auto egal. Unseres muss jedenfalls noch 13 Jahre
durchhalten.) Man versteht so auch, warum ein Fahrzeug in Island nur 3 – 4
Jahre alt wird. Die Isländer müssen natürlich im normalen Fahrtempo ihre
Straßen bewältigen. Wir sprechen jetzt von der Ringstraße, welche man mit
normalen PKW´s befahren kann, mit den üblichen Abstechern zu den wichtigsten
Sehenswürdigkeiten und nicht von Pisten, die nur mit 4WD´s befahren werden
dürfen!
Die Straßenbezeichnungen geben leider auch nicht wirklich Aufschluss über den
Straßenzustand, denn sinngemäß müsste die „Ringstraße“ (Nr. 1) die
besten Straßenverhältnisse aufweisen und die Straßen mit 3-stelliger
Kennziffer die schlechtesten. Alles nicht wahr. Die Ringstraße ist, entgegen
anderslautenden Meldungen, bei weitem nicht durchasphaltiert (Stand Juni 2002),
andererseits sind wir auf „dreistelligen“ Straßen gefahren, die sowohl
asphaltiert als auch breiter waren als alle anderen. Bei Regenwetter sind die
Schlammpassagen besonders interessant, denn da sieht das Fahrzeug nach wenigen
Entgegenkommenden aus wie paniert. Aus dem Seitenfenster gibt es dann keine
Sicht mehr. Allerdings kann man bei jeder Tankstelle – kostenlos !! –
mittels einer Waschbürste sein Fahrzeug reinigen. Über das Hochland wissen wir
nichts, denn da darf man zum Großteil nur mit allradgetriebenen Fahrzeug
hin.
|
|
Man sollte also Geduld haben und fahrzeugschonend durch Island bummeln (14 Tage,
wie wir nur Zeit hatten, sind eigentlich zu wenig, auch wenn man nur Ringstraße mit Abstechern fährt). Wirkliche
Probleme hatten wir niemals und wir bekamen auch keinen einzigen Stein durch
andere Fahrzeuge auf unser Auto geschleudert. Nach einer gründlichen Wäsche zu
Hause steht es wieder da wie neu !!
Nun zu den Campingplätzen: Die Ausstattung
ist sehr unterschiedlich, fast immer gibt es eine befahrbare Wiese, oder
man steht mit dem Auto auf einer Schotterfläche vor dem Wiesen-Zeltplatz.
Man findet auch fast immer einen Platz, auf dem das Auto wirklich eben
steht. Die Sanitärgebäude sind meist freistehende kleine Häuschen,
meist beheizt, Duschen oft kostenlos mit warmem Wasser versorgt (speziell
in Hochtemperaturgebieten), der Schwefelgeruch ist allerdings
gewöhnungsbedürftig, besonders beim Zähneputzen.
Praktisch überall kann man das Leitungswasser,
welches aus dem K A L T - Wasserhahn kommt, trinken !!
Zuletzt ist zu bemerken:
Isländer sind sehr heikel auf ihr Land, und die Touristen sollten es auch sein,
da alles sehr lange zum Wachsen und Regenerieren braucht.
Daher: Man wirft keine leeren Flaschen in ein Gewässer, man wirft nicht
mit Steinen auf brütende Vögel, man reißt auch keine Moospolster ab um sie
anschließend wegzuwerfen, und man pflückt auch keine klitzekleinen Blümchen,
welche man ohnehin kaum in den Händen halten kann (Leider halten sich nicht
alle daran, denn das alles haben wir selbst gesehen).
Auch führt man den Zoll bei der Einreise nicht an der Nase herum (was zu tun
oder zu lassen ist steht in jedem Reiseführer). Wenn man diese einfachen
Benimm-Regeln befolgt, und noch dazu ein paar „Zauberworte“ wie: Bitte,
Danke (bedanken ist immer und überall sehr wichtig), Guten Tag, Auf Wiedersehen
in der Landessprache beherrscht, sieht man überall freundliche Gesichter und
trifft höfliche Menschen.
Zu allerletzt:
Man bleibt, wenn man mit dem Auto
per Fähre reist, 2 ½ Tage auf den Färöer-Inseln.
Da gab es (Juni 2002) ein kleines Problem. Es gibt in Torshavn, wo die Fähre
anlegt, einen Campingplatz. Dieser ist binnen kürzester Zeit nach Ankunft der
Fähre mit Wohnwagengespannen vollgestopft und befindet sich zwischen Meer und
Durchzugsstraße. Also gingen wir in die „I“ (Information) und besorgten uns
Information. Leider war diese nicht das Papier wert auf dem sie gedruckt war.
Fazit: Es gibt praktisch keine Campingmöglichkeit in erreichbarer Nähe.
So standen wir in der ersten Nacht bei einer Jugendherberge, wo man uns
freundlicherweise die Toilette benutzen ließ. In der zweiten Nacht durften wir
in einem Pfadfinderheim schlafen, welches gerade leer stand. Das war eigentlich
recht komfortabel, mit Küche, Dusche und „Wohnzimmer“.
Heute meinen wir, dass es das Beste wäre, gleich bei der Buchung der Überfahrt
eine Schlafgelegenheit in der fährgesellschaftseigenen Jugendherberge
mitzubuchen (steht alles im Prospekt der Smyril-Line) und von dort aus zwei Tage
lang die Inseln zu erkunden.
|